Erster Eindruck zu Willow (2022) (Disney+) - Serienkritik | Filmtoast.de (2024)

Mit der Serienfortsetzung des Filmklassikers Willow von 1988 will Disney nun den nächsten großen Hit im Strudel der Fantasy-Serien landen. Ob das klappt oder nur wieder eine herbe Enttäuschung das Publikum erwartet, verraten wir euch in unserer Ersteinschätzung!

WILLOW Trailer German Deutsch (2022) Disney+

TitelWillow
Jahr2022
LandUSA
RegiePhilippa Lowthorpe, Debs Paterson, Stephen Woolfenden, Jamie Childs
DrehbuchJonathan Kasdan
GenreSerien
DarstellerWarwick Davis, Erin Kellyman, Joanne Whalley, Ruby Cruz, Ellie Bamber, Christian Slater, Amar Chadha-Patel, Talisa Garcia, Dempsey Bryk, Tony Revolori
Länge8 Folgen jeweils ca. 50Minuten
Altersepfehlungab 12 Jahren freigegeben
StreamingdienstDisney+
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Die Handlung von Willow

Nach der Niederwerfung der bösen Königin Bavmorda herrscht Frieden in Tir Asleen und Galladoorn. Die beiden Königreiche sind durch einen magischen Schutzwall vom Rest der Welt getrennt und erblühen. Während die nächste Generation relativ unbedarft aufwächst und ihre ersten Gehversuche in Sachen Liebe unternimmt, plagen Königin Sorsha Sorgen und Vorahnungen. Ebenso wie ihr alter Freund Willow wird sie von Visionen heimgesucht, die prophezeien, dass sich das Böse erneut erheben und Elora Danan, die vom Schicksal vorhergesagte Kaiserin, vernichten wird.

Doch entgegen Willows Rat entschloss Sorsha sich vor langer Zeit Elora nicht der magischen Ausbildung zu unterziehen, sondern sie zu verstecken. Nun kehren jedoch finstere Mächte und bedrohen den Frieden. Nach der Entführung von Sorsha entschließt sich ihre Tochter auszuziehen, um ihren Bruder zu retten. Begleitet wird sie von der üblichen Truppe aus unwahrscheinlichen Helden unter denen sich wie es das Schicksal so will, auch die verstecke Elora Danan befindet. Nun ist es an Willow, Elora auszubilden, damit sie gegen die Mächte der Finsternis bestehen und die Welt retten kann.

Erste Gedanken

Sind wir ehrlich: In der heutigen Zeit ist die Veröffentlichung einer Serie durch einen großen Streamingdienst, die auf einer geliebten Vorlage aus der Popkultur basiert, nicht immer ein gutes Zeichen für die Fans. Selten wird geliefert, was versprochen wird. Obi-Wan Kenobi Serie war die Reeva Serie und an dramaturgischer Qualität kaum zu unterbieten,Amazons Herr der Ringe-Serie versuchte unter dieser niedrig hängenden Messlatte Limbo zu tanzen und hatte bis auf den Namennur wenig mit Tolkiens Werk zu tun. Und Netflix schaffte es gerüchtehalber jüngst seinen Hauptdarsteller Henry Cavill aus der Witcher Serie zu vertreiben, weil die Netflix-Autoren keine Lust hätten, sich an die Vorlage von Andrzej Sapkowski zu halten.

Willow, die Serie, die nun auf ein Fantasy Kleinod aus den 80ern von George Lucas und Ron Howard zurückgeht, steht also vor einer großen Herausforderung. Kann Disney endlich mit dem richtigen Fingerspitzengefühl eine Schöpfung von George Lucas umsetzen? Die ersten Folgen deuten schon mal eine Tendenz an.

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Die typische Disney Problematik

Vorweg: Die Serie sieht durchaus passabel aus. Ausstattung und Kulisse wirken wertig, auch wenn sie aufgrund ihrer Hochglanzoptik nicht darüber hinwegtäuschen können, dass sie Ausstattung und Kulisse sind. Zusätzlich liefern die Schauspieler ihre Rollen in den meisten Fällen ordentlich ab. Über die Qualität der Figuren ist hingegen sicherlich zu streiten, später mehr dazu. Denn ein anderes qualitatives Problem drängt sich viel schneller auf:

Gleich zu Beginn der Serie wird schnell klar, dass es sich um ein Disney-Produkt der modernen Epoche handelt. Gekämpft wird hier nicht von den Männern, sondern den Frauen. Gut, die Männer dürfen auch kämpfen, also ist hier eigentlich perfekte Gleichberechtigung angesagt, jedoch sind es unter den Protagonisten die Frauen, die schnell und geschwind mit dem Schwert sind und die Männer sind entweder für die Witze zuständig oder müssen im wahrsten Sinne des Wortes erstmal gerettet werden. Denn Prinz Airk, dem der Ruf als frauenverführender Schönling vorauseilt, wird gleich zum Ende der ersten Folge, nachdem er eigentlich bewiesen hat, dass er mehr als ein Playboy ist und ein gutes Herz hat, prompt entführt. Seine Schwester Kit und ihre beste Freundin Jade entpuppen sich noch in derselben Folge als mehr als bloß beste Freundinnen.

Das Ganze wäre überhaupt nicht problematisch und würde sogar als augenzwinkernde Umkehrung des klassischen Fantasy-Tropes der entführten Prinzessin durchgehen, wenn die Serie nicht von LucasArts produziert würde und damit unter der Ägide von Kathleen Kennedy stünde. Somit wirkt gerade die Umkehr der Geschlechterrollen und das prominente platzieren eines lesbischen Pärchens leider nicht organisch und charmant, sondern eher wie das Abarbeiten der Checkliste einer Produzentin, die ihre Aufgabe im Filmgeschäft nicht darin sieht, qualitativ hochwertige und unterhaltsame Produkte auf den Markt zu bringen, sondern ihre eigene politische Agenda voranzutreiben.

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Das Original zeigt wie es geht

Und das ist wirklich schade, denn das Original von 1988 war bereits voller starker Frauen und hat vorgemacht wie es geht, diese organisch in die Geschichte einzuweben, ohne dass alles erzwungen wirkt. Die mächtigsten Magier in Willow waren mit Cherlindrea, Fin Raziel und Bavmorda, gespielt von der großartigen Jean Marsh, allesamt Frauen: Bavmordas Tochter Sorsha war sowohl auf den Seiten des Bösen, als auch nach ihrer späteren Wandlung zum Guten eine starke Kriegerin.

Die Männer in der Geschichte waren hingegen eher Helden wider Willen: Madmartigan war zwar ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, aber auch ein Aufschneider und Taugenichts, der erst lernen musste den Helden in sich zu entdecken und für die richtige Sache einzustehen. Willow träumte zwar davon ein großer Zauberer zu werden, war den gesamten Film über aber kaum mehr als Fin Raziels Schüler, der mit seinen magischen Tricks den Mächten des Bösen kein Stück gewachsen war und dennoch weiterkämpfte, aus dem simplen Wunsch heraus, die kleine Elora Danan zu beschützen.

Schwache Helden…

Und nun? Kit ist zwar eine Heldin wider Willen, aber eigentlich nur weil sie keine Lust hat, zum Wohle des Königreiches zu heiraten und lieber Abenteuer zu erleben. Inklusive des Klischees, von der Mutter gezwungen zu werden, ein Kleid zu tragen, obwohl sie lieber Hosen trägt und mit Schwertern kämpft.Darüber macht sie wenig sympathisch: Sie wird wütend, wenn sie ihren Willen nicht bekommt, sie lässt ihre Gruppe, samt der Frau, die sie angeblich liebt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zurück und wirkt, obwohl sie es zu Beginn hasst wie eine Prinzessin behandelt zu werden, seltsam eifersüchtig auf Elora Danan.

Der Rest der Truppe bleibt weitestgehend blass: Jade und Graydon haben abseits ein paar motivierender Dialoge bisher keine Möglichkeit zu glänzen und der Abenteurer Boorman, der die Truppe jenseits der magischen Barriere leiten soll, fungiert größtenteils als Stichwortgeber oder liefert Scherze selbst. Elora hat, neben Kit, die stärkste Motivation Airk zu retten. Doch auch sie spielt mehr die Heldin wider Willen, die nicht glaubt die Auserwählte zu sein. Ihre Versuche von Willow zu lernen, verkommen bei fast jeder Gelegenheit zur humoristischen Einlage.

… schwacher Humor

Und hier kommen wir zu einem weiteren Problem von Willow:Während die Serie oft sogar besser aussieht als die sündhaft teure, dafür aber sehr inkonsistent und teilweise billig anmutende Ringe der Macht, sticht kaum etwas an ihr wirklich bemerkenswert hervor – außer der Humor. Zwar war die Vorlage von 1988 auch ein mit leichtem Humor angereicherter Abenteuerfilm, der damit sein Ziel, bei all den Dark-Fantasy-Elementen eine familienfreundliche Unterhaltung zu bieten, erfüllte. Selbst wenn der Humor für manchen Geschmack doch teilweise sehr albern wirkte, schaffte es der Film die Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit zu wahren.

Dies gelingt der Serienfortsetzungin ihren ersten Folgen leider nicht. Die lockeren Sprüche erinnern eher an das Marvel-Geflapse und wirken wie von der Disney-Witze-Fabrik produziert. Darüber tendiert der Humor teilweise sogar ins infantile und vulgäre. Abseits dessen sind die antagonistischen Kräfte, die zwar hübsch düster wirken und ansprechend designed sind, zu Beginn der Geschichte noch zu abwesend, als dass sie einen Ausgleich zu diesen herumalbernden Protagonisten schaffen könnten. Eine ernsthaftere Figurenzeichnung auf beiden Seiten wäre schöner gewesen.

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Der Rest ist Reboot-Allerlei

Die gesamte Prämisse des ursprünglichen Films wird gleich zu Beginn über Bord geworfen. Anstatt die Welt zu heilen, wie es prophezeit war, wird Elora Danan versteckt und Tir Asleen und Galladoorn schirmen sich vor dem Rest der Welt ab. Die alten Helden sind entweder tot, verschwunden oder müde und mürrisch geworden.Hier bildet Willowtatsächlich eine willkommene Ausnahme, da er tatsächlich zum obersten Zauberer seines Volkes aufgestiegen ist, aber dennoch wurde er von seiner alten Freundin Sorsha erniedrigt und vertrieben. Sorsha bekommt die alternde Rolle, die immerhin die Heldentruppe unterstützt und ermutigt, statt gleich alles hin zu werfen.

Dafür wird Madmartigan durch einen McGuffin-Nebenplot à la Luke Skywalker herausgeschrieben. Dies könnte damit zu tun haben, dass der Madmartigan Darsteller Val Kilmer seit seiner Erkrankung an Kehlkopfkrebs kaum mehr Sprechrollen annehmen kann, jedoch hätte es sicherlich andere Möglichkeiten gegeben mit der Figur umzugehen als ein „er ist irgendwo da draußen“-Plot.

Unser vorläufiges Fazit zu Willow

Nichts ist handwerklich schlecht gemacht, die Schauspieler leisten größtenteils solide Arbeit, die Kulissen wie die Kostüme wirken hochwertig. Doch leider hinterlässt nichts einen bleibenden Eindruck. Kein Moment ist mit der Kamera so eingefangen, dass es einen in die Welt hineinzieht. Die Figuren sind zumeist wenig sympathisch, der Humor ist albern und so hochwertig alles auch wirkt, so bleibt dennoch der Muff von Kostümen und Ausstattung. Das überzeugende Etwas fehlt. Die Handlung kommt nur langsam in Gang und auch die Motivation der Antagonisten bleibt bis auf ein typisches „Dunkle Bedrohung Allerlei“ fragwürdig. Sogar die Helden wirken trotz ihrer Übermotivation wenig motivierend.

Einziger Lichtblick bisher: Warwick Davis,der nichts von seinem alten Charme verloren hat. Somit rettet Willow selbst seine eigene Serie in der Ersteinschätzung über das Mittelmaß hinaus.

Willow ist ab dem 30. November 2022 auf Disney+ zu sehen. Zwei Folgen zu Release, dann jeweils eine Folge wöchentlich.

Unsere Wertung:
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2022 Abenteuer Amar Chadha-Patel Christian Slater Debs Paterson Dempsey Bryk Disney Ellie Bamber Erin Kellyman Fantasy George Lucas Jamie Childs Joanne Whalley Jonathan Kasdan Philippa Lowthorpe Ruby Cruz Serie Stephen Woolfenden Talisa Garcia Tony Revolori USA Warwick Davis Willow

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Author: Sen. Emmett Berge

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Name: Sen. Emmett Berge

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